Yoga in Florida kann sehr günstig sein. Nicht nur in Florida, in praktisch allen amerikanischen Bundesstaaten. Viele Yogastudios bieten Yogapauschalen an. Ab 30 Dollar bist du dabei. Yoga gibt es von früh bist spät. Limits gibt es nicht. Zweimal Yoga pro Tag und du zahlst nur 50 Dollarcent. Kein Yogastudio verdient bei solchen marktwirtschaftlich unsinnigen Preisen. Dumpingpreise, weil die Kunden fehlen. Weil der Yogaboom abflacht. Das Geschäft wird mit der Yogalehrerausbildung oder Yogazubehör gemacht. Oder auch nicht. Immer mehr Yogastudios gehen Pleite. Es gibt mancherorts schon mehr Yogalehrer als Yogaschüler. Und auch in Deutschland und Österreich gibt es die ersten Pleiten.
Erstes Pleite Yogastudio in Clearwater: „Evolation Yoga“
August 2016. In Clearwater wollte ich den Yogastil „still 30“ ausprobieren. Ich wollte auch etwas Medidation. Auf Englisch, obwohl ich bei meinen verbesserungswürdigen Englischkenntnissen vieles ohnehin nicht verstehen würde. Auf der Homepage der Yogakette Evolation ( www.evolationyoga.com ) fand ich ein Angebot ganz in meiner Nähe, nur 15 Minuten von meinem Hotel entfernt. Ich fuhr hin, ohne Anmeldung, da mein mobiler Internetzugang unverschlüsselt war und ich keine Kreditkartendaten übertragen wollte. Ich schaffte es diesesmal, eine halbe Stunde vor dem Beginn der Yogaeinheit dazu sein. Schön, nicht immer hetzen zu müssen. Das Yogastudio Gebäude wirkte von Beginn an abschreckend auf mich, kein Flair, kein Charme. Ein gesichtsloser Zweckbau.
Als ich eintreten wollte, bemerkte ich das Schild „Closed“. Davor stand „permanently“. Also dauerhaft zugesperrt. Schöne Bescherung. Dabei wollte ich doch unbedingt Yoga machen.
Egal, ein neuer Anlauf soll folgen.
Schnelle Pleite von Lifeworkyoga.com
Clearwater ist eine Stadt mit etwas mehr als 100.000 Einwohnern.
Die Stadt liegt ca. 15 km westlich von Tampa (St.Petersburg).
Clearwater ist keine arme Stadt, große IT-Konzerne (Tech Data, Toner.com…) sorgen für eine unterdurchschnittliche Arbeitslosenrate. Auch Yogastudios gibt es viele im Zentrum. Noch immer, denn innerhalb von fünf Jahren mussten mehr als 20% der Yogastudios den Betrieb schließen. Keine Ahnung, wie viele Yogastudios es in Clearwater gibt, denn auch Google Maps präsentiert nur einen Teil der Studios.
Das „Lifework Studio“ wurde in Google und Bewertungsportalen mit Bestnote bewertet. Möglicherweise auf Grund der Diskonttarife: 30 Dollar für ein ganzes Monat Yoga. Ein Traumtarif für ehrgeizige Yogis wie ich. Jedenfalls habe ich mir die Internetadresse dieses Studios bereits auf der Fahrt von Sanibel als Link gespeichert. Zwei Tage später wollte ich mir die „Class Schedule“ ansehen, doch die URL www.lifeworkyoga.com ist nicht mehr erreichbar. Schade. Ärgerlich.
Hatha Yoga in „A Yoga Village“. Ich erhalte Insiderinformationen über die Yogastudio-Pleitewelle
Endlich habe ich Glück. Ein ebenfalls top bewertetes Yogastudio mit Dumpingpreisen, das noch nicht die Rollbalken heruntergelassen hat. Dieses Studio befindet sich etwas außerhalb von Clearwater, hinter einer Tankstelle. Schwer zu finden, ich war aber zum Glück sehr früh dran. Hier kann man um 30 Dollar praktisch wirklich rund um die Uhr Yoga machen. An vielen Tagen fängt es bereits um 4.45 mit „Sadhana Yoga“ an, der Abend endet um 9.00 pm mit „Restorative Yoga“ (Online Schedule).
Ich wurde freundlich empfangen und gleich gefragt, ob ich denn nicht eine Monatskarte um nur 30 Dollar haben möchte. Ich könnte damit Yoga machen, soviel ich will. Super Angebot, aber ich war den vorletzten Tag in Clearwater. Also nahm ich nur eine Yogaeinheit um vergleichsweise teure 15 Dollar. Viele fleißige Yogis kommen 20 mal pro Monat, so wurde ich auf Rückfrage informiert. Das ergibt nur 1,50 Dollar. Sehr, sehr preiswert.
Die Yogastunde beginnt. HATHA-Yoga. Wir sind zwölf Yogaschüler, davon vier männliche Yogis.
Meine Yogalehrerin Mrs. Sunder Luber ist bereits in Pension, arbeitet aber nebenbei als Yogalehrerin
stundenweise.
Mrs. Luber hat eine tiefe, aber eher ruhigere Stimme. Ihre englischen Anweisungen sind relativ gut zu verstehen. Eine Anfangsmedidation in der Entspannungshaltung „Shavasana“, wie ich beim heimischen Hatha-Yoga gewohnt bin, gibt es nicht. Die Anfangsmedidation fließt gleich in die ersten Asanas über.
Der weitere Verlauf der Hatha-Yoga-Einheit ist mir bereits bekannt. Wir praktizieren den „herabschauenden Hund“, nicht nur in „Sonnengruß-Einheiten“. Wir üben das Dreieck (Trikonasana), das Kuhgesicht (Gomukhasana) und die Heuschrecke (Salabasana) und noch einige der typischen Asanas aus Hatha-Yoga. Nicht korrekt ausgeführte Stellungen wird von der Yogalehrerin schnell korrigiert. Die Endentspannung entfällt. Schade eigentlich, denn das ist eigentlich der krönende Abschluss einer Übungsstunde, um die Wirkung jeder Asana zu spüren, zu verbessern. Trotzdem habe ich die Hatha-Yoga-Stunde in „A Yoga Village“ in angenehmer Erinnerung.
Nach der Yogastunde machte sah ich mich um, machte einige Erinnerungsfotos. Plötzlich wurde ich von einer weiblichen Stimme angesprochen: „Sind Sie aus Deutschland?“ Überrascht antwortete ich mit „Ja“, obwohl ich Österreicher bin. Hannelore, eine Yogakursbesucherin aus Düsseldorf abstammend, nun schon jahrelang in Clearwater lebend, stellte sich mir vor. Sie absolvierte hier im „A Yoga Village“ ihre Yogalehrerinausbildung, übt aber ihren Beruf nicht aus.
Wir redeten über die Yogaszene und den Yogaboom, der die USA vor einigen Jahren erfasst hat.
Yoga hat vor allem in den USA eine große Metamorphose durchgemacht. Viele neue Yogastile wie Poweryoga, VinyasaFlow, Anusara und Jivamukti wurden nicht in Indien erfunden, sondern in Amerika.
Jeder Boom bringt auch Opfer. Wenn sich die Zahl der Yogaschüler nicht mehr steigern lässt, und in einer mittelgroßen Stadt wie Clearwater monatlich ein neues Yogastudio eröffent wird, sorgt ein Verdrängungswettbewerb für eine Marktbereinigung. Um 30 Dollar pro Monat Pauschale kann kein Yogastudio überleben. „A Yoga Village“ ist derzeit aber nicht gefährdet. Zur umfassenden Yogalehrerausbildung (die nach wie vor mehr als 2.000 Dollar kostet und vom ruinösen Preiskampf nicht betroffen ist), gibt es laufende Yogalehrertrainings. Der große Shopbereich mit Yogakleidung und umfangreichen Yogazubehör sorgt für weitere, gute Umsätze.
Hannelore erzählt mir auch über das Yogastudiosterben in Tampa und St. Petersburg. In machen Städten in Florida lohnt es sich trotzdem noch, ein Yogastudio zu eröffnen. Das Yogastudiosterben, betrifft viele US-Städte, aber nicht alle. Sie selbst hat lange überlegt, aber den einstigen Wunsch, selbstständige Yogalehrerin zu werden, doch gelassen. Hannelore ist Hausfrau, ihr Mann verdient gut.
BilligYoga auch in Österreich?
Zurück in Österreich sehe ich mir die Yogaangebote in der Nähe an. Ich fand gleich eine Werbeanzeige von Bikram Yoga Schönbrunn ( bikramyogaschoenbrunn.at ): 30 Tage Yoga um nur 30 Euro. Leider kann ich dieses unverschämt günstige Angebot nicht testen. Bikram Yoga Schönbrunn hat geschlossen. Schon seit Mai 2016 (trotzdem fand ich im August noch die Werbeanzeige). Eröffnet erst im November 2012. Dieses Yogastudio gehört zur „Huber-Scholz-Yoga OG“, Hietzinger Hauptstraße 9. Eine Überschuldung liegt laut Insolvenzdatenbank nicht vor.
Es gibt in Österreich von größeren Yogastudios in Wein, Graz und Linz sehr wohl vereinzelt Yogapauschalen, der Mindestpreis beträgt EUR 49,- für ein Monat. Um 30 Euro erhält man lediglich ein Schnupperangebot für einen Monat.